Es werden ausgewählte Ergebnisse der 3. Befragungswelle, durchgeführt vom 03. Juli bis 27. August 2020, vorgestellt. Die Befragung ist nicht repräsentativEs nahmen 440 Personen an der Befragung teil. Ausführliche Analysen sind in folgendem Working Paper zu finden:

Schulze, Katja; Bock, Nicolas; Flörchinger, Verena; Kleinebrahn, Anja; Merkes, Sara T.; Voss, Martin (2021): Die COVID-19-Pandemie aus Sicht der Bevölkerung im Sommer 2020. Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung. KFS Working Paper Nr. 19. Berlin: Katastrophenforschungsstelle. Download. DOI: 10.17169/refubium-29719

Infektionswahrscheinlichkeit

Ca. die Hälfte (53 %) der Befragungsteilnehmenden hielten es zum Befragungszeitpunkt (Juli/August 2020) für wahrscheinlich, dass sie sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben oder künftig infizieren werden. Ca. ein Viertel (26 %) der Befragten glaubten, dass eine eigene Ansteckung nicht wahrscheinlich sei. 21 % der befragten Personen waren diesbezüglich unentschieden.

 

Wahrscheinlichkeit R3

Allgemeine Sorge

Bezogen auf eine generelle Besorgtheit aufgrund des SARS-CoV-2-Viruses gaben 37 % der befragten Personen gaben , dass sie sich wegen SARS-CoV-2 ganz allgemein Sorgen machten. Knapp die Hälfte (47 %) der Studienteilnehmenden machte sich nach eigenen Angaben keine Sorgen. 15 % der Befragten nutzten die Möglichkeit, die mittlere Antwortalternative auszuwählen.

Angst um andere und Angst um die eigene Person

Die Angst um andere Menschen ist unter den Befragten, wie bei den vorherigen Befragungswellen, höher ausgeprägt als die Angst um die eigene Person. Während fast die Hälfte (49 %) der Studienteilnehmenden eine Angst davor beschrieben, andere Menschen (unwissentlich) anzustecken; äußerten knapp ein Drittel (32 %) der Befragten Angst davor, sich selbst anzustecken. Mehr als drei von fünf (62 %) befragte Personen berichteten, dass sie Angst um ihnen nahestehende Personen haben. Etwas mehr als jede:r zehnte (13 %) Befragte gab an, Angst davor zu haben, aufgrund von COVID-19 zu versterben. 

Konkrete Ängste R3

Ängste bezogen auf die persönlichen Auswirkungen

Ca. jede vierte befragte Person äußerte nach eigenen Angaben Sorgen darüber, wann sie bzw. er Familienmitglieder oder Freund:innen wiedersehen kann (26 %), Sorgen um die eigene berufliche und/oder private Existenz (25 %) oder um die eigene finanzielle Situation (24 %). Jede:r fünfte (20 %) Befragte gab an, sich über eine berufliche Überforderung Sorgen zu machen. 

Ängste bezogen auf die gesellschaftlichen Auswirkungen

Knapp zwei Drittel (65 %) der Befragten hatten zum Befragungszeitpunkt Juni / August 2020 nach eigenen Angaben Angst vor den globalen Auswirkungen. 64 % Befragte berichteten Angst vor den langfristigen Auswirkungen der Pandemie. Mehr als die Hälfte (56 %) der Studienteilnehmenden gaben an, sie haben Angst vor den wirtschaftlichen Folgen. Ebenfalls jeweils mehr als die Hälfte machten sich nach eigenen Angaben Sorgen um die Bildung der Kinder und Jugendlichen (55 %) bzw. um die Zukunft der jüngeren Generation (53 %). Etwas mehr als jede:r Zweite (54 %) äußerte die Angst, dass die Einschränkungen im öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Leben sehr lange dauern könnte. Etwas mehr als ein Drittel (35 %) der befragten Personen hatten zum Befragungszeitpunkt Angst vor dem, was als nächstes kommt.

Ängste bezogen auf die Bewältigung

Drei von zehn (30 %) befragte Personen gaben an, sie haben Angst vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Ca. jede:r Fünfte (21 %) Befragte hat nach eigenen Angaben Angst, dass Deutschland die Situation nicht bewältigen kann. 

Wahrgenommene Schwierigkeiten

Wie schwierig die letzten Monate für die Befragten war, wird unterschiedlich bewertet; für ca. die Hälfte der Befragten war die Zeit eher nicht oder gar nicht schwierig, für mehr als jede:n Befragte:n waren die letzten Monate hingegen eher schwierig oder sehr schwierig. 

Die offenen Angaben der Studienteilnehmenden zu den Schwierigkeiten verdeutlichen, dass das als katastrophal, schlimm oder schwierig Empfundene und die spezifischen Herausforderungen in Katastrophen und Krisen individuell sehr unterschiedlich sind, so auch in der SARS-CoV-2 Pandemie:  

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Schließung der Kindergärten war katastrophal. Erzwungene zusätzliche Kinderbetreuung und ständiges Aufeinanderhocken ohne die Möglichkeit, die Kinder außer Haus betreuen zu lassen geht an die Substanz. Dazu kommt dass man als Selbständiger die für die Kinderbetreuung aufgewendeten Arbeitsstunden nicht ersetzt bekommt. Das ist mit der Zeit ruinös.“
  • „Gerade in einem gewissen Alter der Großeltern kann – auch OHNE Corona!!! – jeder Geburtstag oder jährliche Feiertag der letzte gemeinsame sein.“
  • „So wenige wirkliche Kontakte in der Familie und mit den Freund*innen. Telefonieren und Skypen reicht nicht für die Seele!“
  • „Teilschließung Kita, parallel habe ich ein gleiches Pensum arbeiten müssen, […] und hatte weniger Unterstützung, da mein Mann Überstunden im Spital absolvieren musste“
  • „Als alleinerziehende mit zwei Kindern unter 6 klarzukommen, ohne mich auf planbare Kinderbetreuung verlassen zu können. Ich musste mein Studium aussetzten, damit ich mein Pensum bei der Arbeit neben der Kinderbetreuung schaffe (meistens in der Zeit von 22.00-02.00). Den letzten kinderfreien Tag / Abend hatte ich im März.“
  • „Beschulung der Enkelkinder, damit die Eltern arbeiten gehen können.“
  • „Ich arbeite in der 24 St. Assistenz für Menschen mit Behinderung, schwierig war hier in Blöcken zu arbeiten und dann z.T. 2 Wochen frei zu haben, alleinlebend, ohne Partner, auf menschliche Berührung zu verzichten, um meine Assistenznehmerin nicht zu gefährden“
  • „die Versorgungsengpässe bei Schutzkleidung für systemrelevante Personen“
  • „Die Ungewissheit. Es war schwierig, die eigene berufliche Zukunft zu planen, wenn so vieles ausfällt / stillsteht.“
  • „finanzielle Sorgen aufgrund von Selbstständigkeit (und keiner Möglichkeit, Geld zu verdienen)“
  • „Da ich neben meinem Studium nur als Minijobberin arbeitete, verlor ich den Job und es dauerte seeeehr lange, bis ich (auch noch unter sehr großem Aufwand) die 500€ Studierendenhilfe erhielt. Ich fühlte, und fühle mich auch noch, als Studentin sehr vernachlässigt und ‚unter den Tisch fallen gelassen‘.“
  • „Meine Zwillingsschwester ist querschnittsgelähmt und lebt in einer Wohngruppe […], die starke Einschränkungen durchgesetzt hatten, gerade als im öffentlichen Raum gelockert wurde. Dies hat sie sehr belastet.“
  • „Die Maßnahmen aktivieren alte Traumatisierungen. Ich habe wieder große Angst vor Menschen, ich fühle mich bedroht.“
  • „Überall lauerte die Gefahr“
  • „die Aggression & Angst der anderen Menschen mir gegenüber“
  • „Meine Eltern (80) zu beruhigen“
  • „Mein Großvater ist im April gestorben. Ich durfte vorher nicht mehr zu ihm und die Beerdigung war nicht so, wie er es sich gewünscht hätte.“
  • „Ich musste meine Mutter ganz allein beerdigen“
  • „Dass ich eine schwere Bronchitis hatte und kein Arzt mich behandelt hat und ich über sechs Wochen krank war und unter den Folgeschäden heute noch leide. Drei Mal negativ auf Corona getestet wurde.“
  • „Dass ich nicht mehr zum Kraft- und Ausdauertraining ins Fitnessstudio gehen konnte. Für mich ist das gesundheitlich sehr wichtig, aufgrund meiner Behinderungen, und dient nicht nur der Fitness. Die Pause hat mich um viele Monate in der Erhaltung meines derzeitigen Gesundheitszustandes zurückgeworfen und es wird sehr schwer werden, wenn nicht sogar unmöglich, mich jetzt langsam wieder aufzubauen.“
  • „Ich habe große Schwierigkeiten, dass ich meinen Psychotherapeuten nicht körperlich nah sein darf, und es war extrem schwer für mich, dass lange Zeit Therapie nur mit Maske möglich war.“
  • „Verwitwete Großmutter plötzlich von ihren Sozialkontakten abgeschnitten – dramatischer Gesundheitseinbruch“
  • „Allgemeine angespannte Situation. Alle Menschen in meinem Umfeld sind zunehmend gestresst. Es gibt öfter Streit, die Haut ist bei allen dünn geworden.“
  • „meine langjährige Partnerschaft wäre darüber fast zerbrochen wegen verschiedener Auffassungen“
  • „Entsprechend den Regeln mich 100%entig zu verhalten“
  • „Keine Möglichkeit sich in der Familie zu treffen, ohne dabei straffällig zu werden“
  • „ich fühlte mich phasenweise manipuliert, ich fühlte mich fremdbestimmt“
  • „Eingesperrt sein. Regieren mit Verordnungen, ohne Überprüfung durch das Parlament. Rechtsbeugung durch Verordnungen in einzelnen Bundesländern. Öffnungen nur nach Urteilen der Gerichte. Keine Perspektive (kein Zulassen der Diskussion von Öffnungsszenarien) kraft Durchregieren“
  • „die Maskenpflicht, wobei ich sie als gerechtfertigt und absolut richtig empfinde“
  • „Ich bekomme Panikattacken wegen der Maskenpflicht.“

Bewältigung der Schwierigkeiten

Die überwiegende Mehrzahl der befragten Personen hat Schwierigkeiten, die sie in den letzten Monaten möglicherweise hatten eher gut bis sehr gut bewältigt. Fast jede zehnte befragte Person gab an, die Schwierigkeiten eher schlecht bis sehr schlecht bewältigt zu haben. 

Die freien Antworten der Befragten zu den Umgangsweisen mit den geäußerten Schwierigkeiten zeigen wiederum unterschiedliche Bewältigungsstrategien auf. Vor allem genannt wurden adaptive, kommunikative, kognitive, protektive, kompensative, partizipative, transformative, investigative, kontemplative, additive und offensive Verhaltens- und Bewältigungsweisen genannt.

 

Benötigte Unterstützung bei der Bewältigung der Schwierigkeiten

Ca. sechs von zehn Studienteilnehmenden gab an, dass sie sich bei der Bewältigung der Schwierigkeiten (eher) keine Unterstützung gebraucht hätte. Mehr als jede vierte befragte Person hingegen hätte nach eigenen Angaben mehr Unterstützung gebraucht. 

In den offenen Angaben der Befragten wird deutlich, von wem sie sich Unterstützung wünschten, wobei am häufigsten eine Unterstützung vom Statt bzw. der Regierung oder Politik gewünscht wurde. Häufig wurde auch eine Hilfe aus dem privaten Umfeld wie der Familie, von Freund:innen, Bekannten oder Nachbar:innen gewünscht. 

Übersicht über die offenen Angaben der Befragten dazu, von wem eine Unterstützung erwünscht gewesen wäre:

Folgende Arten von gewünschter Unterstützung wurden von den Befragten genannt:

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Das Gesundheitsamt hätte mehr tun können. Leider hat es keinen Test nach der Quarantäne gegeben und für einen Antikörper Test muss man selbst zahlen.“
  •  „Gerade in den ersten 2 Monaten hätte ich gerne mehr Menschen um mich herum gehabt, die meine Sorgen teilen und ähnliche Gedanken haben. Ich hatte hier nicht sehr viele Gemeinsamkeiten mit meinem Umfeld, das sich sehr stark polarisierte.“
  • „Mein Psychotherapeut konnte aufgrund seiner eigenen Corona-Situation mich nicht mehr wie gewohnt unterstützen, die Therapie kam in eine sehr belastende Krise.“
  • „Als Studentin fehlt mir die finanzielle Unterstützung durch meinen Job, der pandemiebedingt wegfällt. Ohne Freunde in meinem Umfeld, hätte ich nicht gewusst, wie ich meine Lebensmittel kaufen soll.“
  • „Finanzielle Unterstützung. Die getroffenen (und sicherlich gerechtfertigten) Maßnahmen im Bezug auf (Groß-) Veranstaltungen kommen in der Wirkung einem Arbeitsverbot gleich. Ich bin soloselbständig und der Hauptverdiener der Familie. Alle Unterstützungsangebote in Richtung ALGII kommen einem sozialen Absturz gleich.“
  •  „mehr Rücksichtnahme seitens mir unbekannter Mitmenschen bei unvermeidbaren Begegnungen im Alltag wäre eine große Erleichterung gewesen“

Auswirkungen und gesellschaftliche Bewältigung der Situation

In weiteren Fragen sollten die Teilnehmenden angeben, wie sie die derzeitige Situation und ihre Entwicklung bewerten. Ca. drei Viertel (74 %) der Befragten waren der Meinung, dass wir uns alle zum Wohle der Allgemeinheit und besonders gefährdeter Menschen einschränken sollten. 73 % der Studienteilnehmenden gaben an, dass die Bevölkerung in Deutschland in der aktuellen Situation vorsichtiger sein sollte.

In Bezug auf die Bewältigung der Situation glaubten 68 % der Befragten nach eigenen Angaben, dass das Maß zwischen Maßnahmen zum Infektionsschutz und der Einschränkung individueller bzw. demokratischer Freiheits- und Grundrechte angemessen war. Mehr als sechs von zehn (63 %) befragte Personen waren überzeugt, dass die Menschen die Situation langfristig gemeinsam gut bewältigen können. Annähernd genauso viele (60 %) Befragte glaubten nach eigenen Angaben, dass die Verantwortlichen alles tun, was notwendig ist, um die Situation zu bewältigen. 43 % der Studienteilnehmenden waren der Meinung, dass die Kontaktbeschränkungen zu früh aufgehoben wurden, für 41 % war das nicht der Fall. Für mehr als jede:n Dritte:n (37 %) hat sich nach eigenen Angaben das Leben bzw. der Alltag aufgrund SARS-CoV-2 radikal verändert. Für ca. jede:n Zweite:n (49 %) war das nicht der Fall.

Positive Aspekte der COVID-19-Pandemie wurden von weniger als der Hälfte der Befragten gesehen. So glaubten 44 % der Studienteilnehmenden, dass die Krise langfristig auch zu positiven Veränderungen führen werden. Ca. jede:r Fünfte (19 %) gab an, dass die aktuelle Lage die Gesellschaft näher zusammenbringt. Fast jede:r zweite (48 %) Befragte hat nach eigenen Angaben in den letzten Wochen jemandem Hilfe an. 37 % taten dies nicht.

Erwartete positive Auswirkungen der Pandemie

Über ein Drittel der Befragten (164 Personen) machten von der Möglichkeit Gebrauch zu beschreiben, welche positiven Veränderungen Sie aufgrund der Pandemie erwarteten. In vielen Beschreibungen spiegelte sich eine Hoffnung auf Transformation verschiedener Ebenen. Es wurde von „ökologische[m] und ökonomische[m] Wandel“ sowie von Veränderungen „gesellschaftliche[r] Strukturen“ gesprochen. Zudem schien, dass einige die Pandemie als Brennglas ansehen, durch das „jede Menge Missstände im Land offenbar[t] und öffentliche[s] Bewusstheit dafür geschaffen wird“. Positive Veränderungen werden v. a. im gesellschaftlichen Bereich, in der Arbeitskultur sowie im Umwelt- und Klimaschutz erwartet. Häufig wurden Kausalketten entwickelt, wie bspw. „Homeoffice steigt, dadurch weniger Verkehr, dadurch weniger Umweltbelastung, weniger Stress durch Pendelverkehr“. Aus vielen Zitaten ging hervor, dass die Befragten die Komplexität der Welt reflektierten und in die Bildung ihrer Meinung einbezogen. 

Übersicht über die offenen Angaben der Befragten dazu, welche positiven Auswirkungen die Studienteilnehmenden erwarten:

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Das, was derzeit an problematischen gesellschaftlichen Ungleichheiten vorhanden ist, wird durch die Corona-Pandemie sichtbarer.“
  • „Mehr Mut zu schnelleren Veränderungen.“
  • „Ich erwarte tatsächlich in bestimmten Bereichen des zwischenmenschlichen Kontakts mehr Achtsamkeit zueinander. Mehr Respekt vor den Grenzen der anderen Menschen.“
  • „Näher Zusammenrücken im engeren persönlichen Umfeld.“
  • „Bewusstsein, dass man politisch auch größere Dinge bewegen kann, was man nun auch auf Klimawandel und soziale Gerechtigkeit anwenden kann“
  • „Mehr Einigkeit und Zusammenwachsen in der EU angesichts globaler Herausforderungen“
  • „Den Blick auf Menschen in anderen Ländern“
  • „Hoffentlich mehr Gehalt und mehr Respekt für die systemrelevanten Berufen.“
  • „Faire Arbeitsbedingungen, aufbrechen von Hierarchien, flexibleres Arbeiten im Homeoffice und Vertrauen der Arbeitgeber in die selbstständige Arbeit der Arbeitnehmer.“
  • „Auch der Umgang mit Gastarbeitern beispielsweise in der Nahrungsmittelindustrie zeigte, dass wir hier Verbesserungspotential haben.“
  • „Weniger / Keine Dienstreisen. Flexiblere Arbeitszeit.“
  • „Ich hoffe, dass es zu einem gesellschaftlichen Gespräch über Work-Life Balance führen wird, und das Homeoffice normalisiert wird.“
  • „Fortschritte in der Digitalisierung in Betrieben und Schulen.“
  • „Digitalisierung.  Standardisierung von zeitfressender Verwaltung. Besseres Verständnis  von globalen Zusammenhängen und Toolentwicklung zu Steuerungsmöglichkeiten. Wissensdatenbanken und Nutzungsmöglichkeit auch durch fachfremde Zusammenarbeit, Projekte.“
  • „Vielleicht zu einem etwas bewussteren und nachhaltigerem Umgang mit unserer Umwelt endlich die Bemühungen um Klimaschutz zu verstärken.“
  • „Hoffentlich mehr Parks und Grünflächen, weniger Autoverkehr. Die Natur erholt sich. Geringerer CO2-Ausstoß.“
  • „Dass der Staat umfassende Entscheidungen fällen kann, z. B. zum Klimaschutz. Und auch entsprechend Geld in die Hand nehmen kann.“
  • „Weniger Umweltverschmutzung (durch weniger Berufspendler). Bessere Luft in Großstädten. Forcierung umweltpolitischen Themen.“
  • „Ich habe die Hoffnung, dass die Gesellschaft besser mit der kommenden Krise hinsichtlich der Klimakatastrophe umgeht.“
  • „Das Bewusstsein für eine nachhaltigere Lebensweise könnte gewachsen sein.“
  • „Manch einer mag feststellen, dass auch eine Reise mit dem Fahrrad Urlaub sein kann, und nebenher vielleicht auch ein wenig die Umwelt schonen.“
  • „Dass sich einige wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen verändern werden.“
  • „Es werden kreative Ideen geboren, wie Geschäfte weitergeführt werden können.“
  • „Rückkehr zum Lokalen (Wirtschaftlich => unabhängiger machen von Exporten aus dem Ausland)“
  • „Prioritäten setzen: Was ist wichtig im Leben“
  • „Ich hoffe, dass die Menschen im Laufe der Zeit sich mehr selbst reflektieren.“
  • „Verzicht als positive / alternative Erfahrung.“
  • „Das einzig Positive an der Krise besteht vielleicht darin, dass Menschen kritischer in ihrem Medienkonsum werden und sich nicht mehr alles kritiklos vorsetzen lassen in Zukunft, hoffentlich.“
  • „Der Blick auf bestimmte (kapitalistische-) Gesellschaftsgruppen ist schärfer geworden.“
  • „Mehr Freizeit  Mehr Zeit mit meiner Partnerin  Mehr Schlaf“
  • „Entschleunigung“
  • „Hoffentlich findet eine Aufarbeitung der Geschehnisse statt, die dazu führt, dass wir bei einer nächsten Pandemie besonnener und angemessener handeln.  Die Krise hat gezeigt, dass die heutige Demokratie doch auch Schwachstellen hat. Sehr langfristig kann das dazu führen, dass sie noch verbessert und stärker wird.“
  • „Größeres Vertrauen in die Gesellschaft in Deutschland. Größeres Vertrauen in die allgemeine Versorgungslage. Einsicht, dass eine eigene private Vorratshaltung Sinn macht (kein Horten / kein Prepping, sondern angemessene Vorratshaltung).“
  • „Weniger Privatisierungen im Gesundheitswesen.“
  • „Diskussion über Stärkung des Gesundheitssystems; Verbessertes Vorbereitetsein auf künftige Pandemien.“
  • „Dass das Tragen von Masken auch bei Erkältungen o.ä. sich etabliert und niemand seine sonstigen Erkrankungen mehr unfreiwillig weiter verteilten muss.“

Urlaub und zweite Welle

Mehr als drei Viertel (76 %) der Studienteilnehmenden glaubten zum Befragungszeitpunkt Juli/August 2020, dass die Infektionszahlen nach der Urlaubszeit im Sommer wieder steigen werden. Mehr als zwei Drittel (68 %) der Studienteilnehmenden hielten insgesamt eine 2. Welle in Deutschland für wahrscheinlich. Mehr als jede:r Zweite (55 %) machte sich wegen einer möglichen 2. Welle von Infektionen in Deutschland Sorgen. Ca. ein Drittel (32 %) machte sich diesbezüglich keine Sorgen. 23 % der Befragten waren der Meinung, dass wir das Schlimmste überstanden haben. Für sechs von zehn (59 %) befragte Personen traf das nach eigenen Angaben nicht zu.

Für ca. sieben von zehn (69 %) befragte Personen veränderten sich die Urlaubspläne im Sommer 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie. Inwiefern sich die Urlaubspläne veränderten, konnte mit den eigenen Worten beschrieben werden.

Vertrauen

Die meisten Befragten vertrauten sich selbst (88 %) und ihren Familienangehörigen (85 %) , die Situation bewältigen zu können. Aber auch den Ärzt:innen und anderen in der Gesundheitsversorgung angestellten Personen (83 %) sowie dem deutschen Gesundheitssystem (78 %) wird von vielen Befragten Vertrauen bei der Situationsbewältigung entgegengebracht. Mehr als sieben von zehn vertrauten dem deutschen Katastrophenschutz (72 %). Ca. zwei Drittel (66 %) der Befragten gaben an, der deutschen Bundesregierung bezogen auf die Situationsbewältigung zu vertrauen. Sechs von zehn (60 %) befragte Personen äußerten Vertrauen in die kommunale Verwaltung / Regierung. Mehr als jede:r Zweite (56 %) gab an, der Landesregierung des Bundeslandes, indem sie leben bei der Bewältigung der Situation Vertrauen entgegenzubringen. Mehr als die Hälfte (56 %) vertraute auch den in ihrer Nachbarschaft lebenden Personen bezogen auf die Situationsbewältigung. Den in Deutschland (40 %) bzw. Europa (36 %) lebenden Menschen wurde bei der Bewältigung der derzeitigen Situation vergleichsweise weniger Vertrauen entgegengebracht.

Informationspolitik

Die aufgewendete Zeit, sich über COVID-19 zu informieren, nahm nach eigenen Angaben bei mehr als die Hälfte (58 %) der Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung im Juli/August 2020 im vergleich zu Beginn der Kontaktbeschränkungen im März 2020 ab. Fast jede:r Zehnte (19 %) gab an, sich im Juli/August 2020 häufiger informiert zu haben als zu Beginn der Kontaktbeschränkungen.

73 % der Befragten gaben an, sie vertrauten den Informationen von offiziellen Stellen. Fast jede fünfte (19 %) befragte Person vertraute diesen Informationen nach eigenen Angaben nicht.

Mehr als die Hälfte (255; 58 %) der Befragten glaubte nicht, dass Informationen über SARS-CoV-2 zurückgehalten oder Unwahrheiten darüber gestreut werden. 102 (23 %) befragte Personen glaubten hingegen, dass Informationen zurückgehalten oder Unwahrheiten gestreut werden. 81 (18 %) gaben an, dies nicht zu wissen. 

Zurückgehaltene Informationen

Von den 102 Personen, die angaben, sie glaubten über SARS-CoV-2 würden gezielt Informationen zurückgehalten oder Unwahrheiten darüber gestreut werden, beschrieben 84 Studienteilnehmende mit eigenen Worten welche Informationen ihrer Meinung nach zurückgehalten wurden und von wem. Die meisten befragten Personen, die dazu Angaben machten, vermuteten, dass gezielt Informationen zurückgehalten werden von

  • der Regierung (18 Nennungen)
  • den Medien (17 Nennungen)
  • dem Robert Koch-Institut (RKI) (9 Nennungen)  

Die Art der Informationen, welche nach Ansicht der Befragten zurückgehalten wurden, seien vor allem

  • statistische Daten (Inzidenzwerte, Mortalitätsrate; 14 Nennungen)
  • medizinische Informationen (Krankheitsverlauf etc.; 18 Nennungen)
  • einseitige Berichterstattung, zu klein empfundener oder falsch agierender Kreis von Expert:innen.

Das Zurückhalten von Informationen wird in nicht nur kritisch sondern auch positiv bewertet, wobei sowohl unlautere Motivation (7 Nennungen) als auch die Beunruhigung der Bevölkerung (1 Nennung) vermutet wurde. 

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Notwendigerweise musste die Regierung Zahlen pandemietauglich erscheinen lassen, um das Bewusstsein in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Und ich befürworte dies!“
  • „Möglicherweise die Information über die Wirksamkeit von Masken durch Bundesgesundheitsministerium / Länderministerien. Wenn dem so ist, so verurteile ich das aber nicht, sondern halte es für eine angemessene Strategie.“
  • „Die echten Todeszahlen, um die Alterskrankheiten bereinigt. Der Totalausfall in der Wirtschaft. Die echten Arbeitslosenzahlen, um Kurzarbeit bereinigt. Die Lage der Obdachlosen. Die Heinsbergstudie. Die kritischen Wissenschaftler. Die Sinnlosigkeit der Maßnahmen zuzugeben. Dass Schwedens Weg der einzig richtige ist. Alles von der Bundesregierung.“
  • „Ich denke, dass nicht alles gesagt wird, was den Virus betrifft, einfach weil viele Informationen noch nicht ausreichend abgeklärt worden sind. Und auch die Fälle, die sehr schlimm verlaufen, damit die Bevölkerung nicht in Panik gerät.“
  • „Bei meinen eigene Recherchen ist mir aufgefallen, dass uns immer wieder die gleichen Akteuere (Drosten, Kekule, RKI) vor die Nase gesetzt wurden. Andere Meinungen haben es gar nicht erst in die Berichterstattung geschafft, oder nur extrem marginal. Anderslautende Meinungen als die der offiziellen Stellen wurden seitens Regierung und Medien oftmals in die Ecke der sog. Verschwörungstheorien gerückt. Alternative Akteure diffamiert. Es ist generell ein großes Problem, dass seit Geläufigkeit des Wortgebrauchs  Verschwörungstheorien  oder  Reichsbürger  Menschen in eine Ecke gedrängt werden, in die sie überhaupt nicht gehören. Die Meinungsfreiheit ist in meinen Augen extrem in Gefahr.“
  • „Medien und und Politik verbreiten alles, was für eine Gefahr spricht, aber halten Informationen zurück, die gegen eine Gefahr sprechen.“
  • „Was die offiziellen Stellen betrifft, glaube ich, sind wir in Deutschland noch gut bedient.   Aber auch vermeintlich wissenschaftlich fundierte, abstruse Informationen werden über soziale Medien als Wahrheit lanciert und ein Gros der Menschen, die sich dort aufhalten, glauben, dies sei dann auch wahr. Rein sachlich-fundiertes argumentieren können wir an der Art von Christian Drostens Beiträgen lernen. Und mal ehrlich, das kriegen auch das Heute-Journal und die Tagesschau nicht mehr hin.  Mein Kommunikationspsychologischer Mentor sagte einmal: unsere große Kunst wird es sein müssen, die Komplexität und Fülle der vielen Informationen zu bündeln und auf ein verständliches Maß zu reduzieren.“

Falschinformationen

89 Studienteilnehmende, die vorab angaben, sie glauben es würden falsche Informationen gestreut bzw. Informationen zurückgehalten, beschrieben mit eigenen Worten , welche falschen Informationen ihrer Meinung nach verbreitet wurden und von wem. Es zeigte sich ein divergentes Bild. 

Übersicht über die offenen Angaben der Befragten dazu, von wem ihrer Ansicht nach Falschinformationen verbreitet werden:

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Verschwörungstheorien in Verbindung mit den Hygiene-Demos, Attila Hildmann, etc[.]“
  • „Alles was von diesen Impfgegnern kommt“
  • „In den sozialen Medien werden gezielt Falschinformationen verbreitet und zwar in den meisten Fällen von (entschuldigung) dummen Menschen. Offensichtlich aber auch absichtlich gestreut von solchen politischen Gruppen, die die Demokratie aushebeln möchten. Hier besteht meines Erachtens grade der dringlichste Handlungsbedarf: konsequente, ungeschönte Aufklärung der Gesamtbevölkerung (ohne Samthandschuhe) über die Folgen der Pandemie, sonst wird die Akzeptanz und Wirksamkeit von Maßnahmen stetig bis sprunghaft sinken.“
  • „Medien sind der Regierung hörig und verbreiten nach wie vor nur die gewünschten Infos, dass die Masken ja wirklich hilfreich sein können und Abstände etwas bringen usw.“
  • „Die Medien verbreiten die falschen Informationen der Regierung. Echte Fachleute werden nicht angehört.“

Übersicht über die offenen Angaben der Befragten dazu, zu welchen Themen ihrer Ansicht nach Falschinformationen verbreitet werden:

Ausgewählte Beispiele der von den Befragten gemachten Angaben: 

  • „Die AFD verbreitet gerade gerne mal falsche Informationen, um ihre Anträge im Bundestag zu stellen. Rechtsextreme Gruppen und tatsächliche VerschwörungstheoretikerInnen (ich meine damit NICHT die anerkannten ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen, die andere Ergebnisse zu Ablauf und zum Umgang mit Viruserkrankungen wie COVID-19 haben, als das RKI) versuchen mittlerweile zwar weniger als zu Anfang der Pandemie, Aufmerksamkeit und Anhänger zu finden, doch sie sind nach wie vor da!“
  • „Rechtspopulisten, welche Hass sähen und das politische System destabilisieren wollen.“
  • „das sind wohl alle politischen Richtungen. Der RKI Präsident kann nicht rechnen bzw. vergleicht Zahlen, die nicht zusammenpassen: letzte Woche 3600 Neuerkrankungen in der Wochen (ganz entsetzliche Erhöhung, so das RKI) im Gegensatz zu 500 Neuerkrankungen am Tag in der Vorwoche… dafür muss ich noch nicht einmal studieren, um zu erkennen, dass das Propaganda ist.  Die Verschwörungstheoretiker und die Rechten bekommen so enorm Aufwind, was ich sehr bedauere.“
  • „Mund-Nase-Schutz wurde am Anfang als nicht wirksam angegeben, obwohl es in Asien damit vorher bereits gute Erfahrungen gab.“
  • „Nachweislich falsche Medienberichte über Bergamo, New York, Mallorca, Indien, Brasilien, und dergleichen Horrornachrichten mehr sorgen nur für Panik, anstatt sachlich aufzuklären und Besonderheiten auszuleuchten. Stattdessen wird unterschiedslos jeder Sarg, denn man auftreiben kann, einem Killer Virus zugeordnet, als ob es keine anderen Todesursachen gäbe, was einfach unredlich ist. Dass diese Meldungen vorwiegend aus den öffentlich-rechtlichen Kanälen und den großen Pressehäusern kommen, finde ich einfach nur seltsam und beängstigend. In anderen Ländern wird wesentlich offener aus in den Medien diskutiert. Hierzulande ist man sofort ein Verschwörungstheoretiker wenn man sich einfach bloß der Schulmathematik bedient.“
  • „Ich bin unlängst mit einem Reichsbürger, der ostentativ ohne Mundschutz, um sich herum hustend in der Straßenbahn gesessen, der den Virus und damit eine Infektiösität in Gänze verleugnet hat und damit auch gleich die Abwahl der gesamten politischen Führungsriege zu belegen glaubte. Erschreckend war, dass einige Menschen offen, ettliche eher verdeckt zustimmten, während ich mich am Ende nur aus der Situation retten konnte, indem ich ausgestiegen bin. Ich erlebe viele Menschen in unstrukturierten Zeiten wie diesen als sehr bedürftig hinsichtlich Orientierung, Halt und Struktur von außen. Gibt ihnen dann jemand eine leicht zu glaubende Wahrheit , wie z. B.  Richtig und falsch oder der oder die sind Schuld, dann finden sie darin zumindest vordergründig wieder Struktur ohne dass sie selbst etwas an sich und ihrem Verhalten ändern müssten.“

Anmerkungen

Alle Daten und Schlussfolgerungen sind als vorläufig zu betrachten. Sie unterliegen ständiger Veränderung. Die beteiligten Wissenschaftler:innen haften nicht für die Inhalte.